22.2 Somatische Ziele und Hilfen: Somatische Ziele

Autor/en: H. Delbrück, H.-H. Bartsch, J. Körber, C. Kerschgens
Letzte Änderung: 21.04.2013

Die Beeinträchtigungen (Impairements) und funktionellen Ausfälle (Disabilities) sind bei Krebskranken je nach Tumorerkrankung und je nach Therapie unterschiedlich ausgeprägt. Bei den operierten Tumorpatienten überwiegen die operativen Folgestörungen. Bei den chemo- und strahlentherapierten Patienten stehen häufig die reversiblen und irreversiblen Spätauswirkungen auf die Organe, wie z.B. auf das Knochenmark, aber auch die Lunge, die Leber, die Niere etc., im Vordergrund. Während die Behandlung akuter reversibler Beschwerden eher eine Aufgabe der Supportivtherapie ist, befasst sich die Rehabilitation vorrangig mit den längerfristigen reversiblen und irreversiblen Funktionsausfällen. In Tab. 3 sind einige typische somatische Funktionsausfälle aufgeführt, deren Beseitigung und/oder Abmilderung Ziele der Krebsrehabilitation sind.

Tab. 3: Medizinisch-somatische Rehabilitationsziele und Kriterien zur Überprüfung ihrer Wirksamkeit

Therapieziele

Evaluations-Parameter

Verbesserung des Ernährungszustandes

Körpergewicht, Bioimpedanz, Stuhlfrequenz, Schmerzlinderung, Fettstuhl, Stuhlgewicht

Schmerzlinderung

Fragebogen, Analgetikakonsum, Indikatoren des Rehabilitationsstatus, Dosierung der Analgetika, Schmerztagebuch, nummerische, visuelle oder verbale Rating-Skalen, Schmerzempfindungsskala (Geisser), Beschwerdeliste (von Zerssen), Pain Disability Index (PDI), Brief Pain Inventory

Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit

Mobilität, Spirometrie, Bodyplethysmographie, Ergometrie, Gehstrecke, Karnofsky-Index, Fragebögen: EORTC QLQ-C30, Functional Assessment of Cancer Therapy - Lung (FACT-L), EORTC LC-13, The Lung Cancer Symptom Scale (LCSS)

Verminderung von Potenzstörungen

Erektile Potenz, Fragebogen

Verbesserung des Körperbildes

Fotografien

Prothesenanpassung

Mobilität, Aktivitäten des täglichen Lebens

Selbstständigkeit bei täglichen Verrichtungen, z. B. Stomaversorgung, Gebrauch von Hilfsmitteln, Mobilität

Fragebogen (z.B. Inanspruchnahme von Stomatherapeuten, Anzahl der benötigten Stomabeutel, Erlernen der Irrigation), Aktivitäten des täglichen Lebens

Verbesserung der pulmonalen Leistungsfähigkeit

Vitalkapazität, Einsekundenkapazität, inspiratorische Vitalkapazität, Spiroergometrie, inspiratorische Muskelkraft, Peak-flow-Varianz, Blutgasanalyse, Body-/Spiroergometrie, NYHA-Stadium einer Herzinsuffizienz, Shuttle Walking Test (SWT)

Verbesserung der Kontinenz (Urin/Stuhl)

Anzahl benötigter Vorlagen, Urodynamik, sonographische Restharnbestimmung, Elektromyographie, Rektummanometrie, Sphinktertonus, Biofeedback, Fragebogen

Verminderung eines Lymphödems

Volumen-/Umfangmessung, Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens

Verbesserung der Schulter-/Armbeweglichkeit

Messungen von Abduktion und Adduktion, Schürzengriff

Stimm-, Sprech- und Sprachverbesserung

Logopädische Beurteilung

Verbesserung des Muskeltonus/der Muskelkraft

Ashworth-Skala, Vigorimetrie, Dynamometrie

Verminderung hormoneller Ausfallerscheinungen

Anzahl der Hitzewallungen/Tag, Schlafstörungen

Linderung von Therapiefolgestörungen

WHO-Toxizitätsskala, Urodynamik, Umfangmessungen, Sensibilitätsausfälle, CTC-Klassifikation

Gewichtsreduktion

Gewichtsmessungen, Body-Mass-Index, biometrische Impedanzmessung

Erhöhung der Ausdauerleistung

Laufbandmessungen, Ergometrie

Beherrschen von Techniken und Strategien zum Abbau von Risikofaktoren (Änderung von gesundheitsschädlichem Lifestyle: Tabak- und Alkoholabusus, körperliche Inaktivität und gesundheits-
schädigendes Ernährungsverhalten)

Anzahl (z.B. Zigaretten), HbCO-Wert-Messungen

Erzielung eines krankheitsgerechten Verhaltens

Ggf. Fragebogen

 

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Abb. 1: Das multiprofessionelle Team in der Rehabilitation