 |
Vitamin-K-Mangel: Definition, Ätiologie und Pathophysiologie
Durch Vitamin-K-Mangel verursachte Koagulopathien beruhen auf einer gestörten Synthese der Faktoren des Prothrombin-Komplexes (Faktoren II, VII, IX, X) sowie der Proteine C und S.
Vitamin K in Form des Vitamin-K-Hydrochinons fungiert in dem letzten Syntheseschritt dieser Gerinnungsfaktoren als Cofaktor des Enzyms Gamma-Carboxylase, das die Carboxylierung von Glutaminsäureresten bewirkt. Dieser Prozess stellt die Bindungsfähigkeit für Ca2+-Ionen her und ermöglicht damit erst eine Kopplung der Gerinnungsfaktoren an negativ geladene Phospholipide oder Zelloberflächen. Bei Vitamin-K-Mangel werden nichtcarboxylierte und somit funktionsuntüchtige Vorstufen, die sog. PIVKA (proteins induced by vitamine K absence or antagonists) in den Blutkreislauf sezerniert.
Die Quellen, aus denen der Körper seinen Bedarf an Vitamin K deckt, stammen zum einen aus der Nahrung, zum anderen handelt es sich um die Vitamin K produzierendeDarmflora.
Der mit der Nahrung zugeführte Bedarf (ca. 100-200 µg/die) ist pflanzlicher Herkunft und wird als Phyllochinon (Vitamin K1) über ein aktives Transportsystem im proximalen Jejunum resorbiert. Dieser Prozess erfolgt wegen der Lipophilie des Vitamin K zusammen mit der Gallensäure-Rückresorption.
Ätiologisch kann daher ein Mangel an Phyllochinon verursacht werden durch:
- Mangelernährung oder einseitige Diät,
- Malabsorptionssyndrome (Sprue, Colitis, Gallensäureverlustsyndrom, Pankreasinsuffizienz, operative Darmresektionen),
- primär biliäre Zirrhose,
- cholestatische Hepatitis.
Die bakteriell synthetisierte Vitamin-K-Form (Vitamin K2), das Menachinon, wird im terminalen Ileum und Kolon im Gegensatz zum Vitamin K1 über passive Diffusion aufgenommen. Ätiologisch wird ein Mangel an Menachinon primär durch Destruktion der produzierenden Darmflora, vor allem als Nebenwirkung oraler oder gallegängiger Antibiotika-Therapien verursacht.
Neben Defiziten in der Vitamin-K-Zufuhr und -Resorption wird ein funktioneller Vitamin-K-Antagonismus medikamentös durch Phenprocoumon (Marcumar®), Coumadin (Warfarin®) oder Acenocoumarol (Sintrom®) ausgelöst. Ansatzpunkt für diese Antagonisten im Vitamin-K-Zyklus ist die Inhibition der Epoxidreduktase, wodurch die Reduktion zum funktionell einzig aktiven Vitamin-K-Hydrochinon behindert wird.
Ein cumarinähnlicher Effekt wurde als Nebenwirkung auch bei Cephalosporinen beobachtet, die eine N-Methylthiotetrazol (NMTT)-Seitenkette aufweisen, wie Cefamandol (Mandokef®) oder Cefmenoxim (Tacef®). Beide Präparate werden in Deutschland nicht mehr vertrieben. Pathophysiologisch kam es durch die NMTT-Gruppe zu einer Inhibition der Epoxidase, woraus - begünstigt durch ein bereits bestehendes latentes Vitamin-K-Defizit - rasch ein klinisch manifester Mangel resultieren konnte.
|
 |
Aktuelle Berichte vom 58th
ASH Annual Meeting 2016,
San Diego, Kalifornien, USA [ Mehr]
2016 ASCO Annual Meeting - aktuelle Berichte. Dieser Service wird gefördert durch:
[ Mehr]
|